Thema: Rückkehr des Phönix/ Band 1/ Leben der Nikara Mi Apr 22 2015, 21:11
Seine mächtigen schwingen tragen ihn hinauf in den Himmel. Sein schimmerndes Federkleid lässt seinen Körper aufflammen. Sein lauter, melodiöser Ruf hallt durch das unter liegende Tal. Seine wachen Augen huschen hin und her. Sein goldener Schnabel glänzt im Abendlicht. Seine hellen Federn schneiden durch die Winde. Sein Schwanzgefieder raschelt geräuschlos, als er zur Erde gleitet. Seine scharfen Klauen bohren sich in den weichen Stein des Podest. Seine großen Flügel streckt er gen Himmel. Sein Körper wird starr wie Stein. Seine Augen wie funkelnde Rubine. Wach und klar. Wach und klar für ewige Zeiten.
Weg von hier:
„Nikara! Warum warst du schon wieder bei diesem altem Kauz?“ Trotzig ziehe ich meinen Kopf ein, dennoch sehe ich auf den Boden. Eine barsche, laute Stimme tönt durch das Haus. „Du solltest dir ein Beispiel an deiner Schwester nehmen, junges Fräulein! Mit ihren neun Jahren ist sie ganze drei Jahre jünger als du, trotzdem ist sie gehorsamer, erzogener und talentierter als du!“ Meine kleinen Hände ballen sich zu Fäusten. „Und mit deiner Vergesslichkeit ist auch nichts anzufangen!“ Langsam steigen mir Tränen in die Augen. Tränen vor Hass. Hass gegenüber meinen Eltern und meiner Schwester. Gefühlte Stunden höre ich nun die Predigt meines Vaters. Dann gehe ich langsam auf mein Zimmer. Mittlerweile ist es Abend geworden, das Licht der untergehenden Sonne scheint durch die Glasfenster, langsam verebben die Geräusche von Hufen, Rädern und Schritten auf der Straße. Heute Nacht, denke ich. Heute Nacht, wenn der Mond am höchsten Punkte steht, werde ich aufbrechen. Weg von hier. Weg von meinen Eltern. Weg von meiner Schwester. Weg von meiner Familie. Kann man das überhaupt Familie nennen? Ich denke nicht. Langsam gehe ich auf mein Bett zu und knie davor. Darunter liegt ein kleiner, selbstgemachter Rucksack. Einige Nähte sind kurz davor aufzugehen, doch das ist mir egal. Ich öffne ihn und stehe auf. Nur das nötigste mitnehmen...Mein Blick fällt auf eine dünne Decke. Ich falte sie so klein es geht zusammen und stopfe sie ihn den Rucksack. Das nimmt bereits die Hälfte des Platzes weg. Aus einer Kiste nehme ich kleine Dosen mit Salben und geriebenen Kräutern, falls ich mich verletze und spontan nichts finden werde. Eine Lupe zum Feuermachen, ein kleines Taschenmesser und einen Hut, welchen ich klein zusammenfalte. Ich denke, ich habe das wichtigste...außer Essen! Ich schiebe den Rucksack wieder unter mein Bett und öffne leise meine Tür. Meine Eltern scheinen draußen zu essen, also schleiche ich schnell zum Schrank und öffne ihn. Ich nehme mit- willkürlich greife ich in den Schrank. Dann halte ich inne. Wohin möchte ich überhaupt? Auf das Grasland und zu den Feldern? Nein, da kann ich nicht auf Dauer bleiben...am Strand hätte ich zu wenig essen und trinkbares Wasser...während ich einen Leib Brot aus dem Schrank hole, denke ich nach. In den Wald? Da werde ich auf jedenfalls hingehen, aber es ist auch sehr gefährlich dort...dann bleibt noch das Gebirge! Genau! Dorthin möchte ich! Gedankenverloren nehme ich mir noch ein Brot. Dort habe ich meine Ruhe, andere Leute kommen bestimmt nicht dorthin, es gibt eine Quelle und bestimmt auch Sträucher mit Beeren! Das Problem ist nur... Nachdem ich noch eine verschlossene Dose mit Marmelade nehme, schließe ich die Schranktür und gehe wieder in mein Zimmer. In einen Beutel wickele ich die Lebensmittel ein und verstaue auch sie in den jetzt vollen Rucksack. Das Problem ist, dass ich noch nie dort war... Leise seufzend lasse ich mich auf mein Bett fallen. Das rote Abendlicht verwandelt sich in das helle, düstere des Mondes und ich schlafe ein. Heute Nacht, wenn der Mond am höchsten Punkt steht, werde ich abhauen.
Auf und davon:
Ich habe nur wenige Stunden geschlafen, dennoch fühle ich mich wach. Wach und bereit, bereit um aufzubrechen. Der Halbmond hat nun seinen höchsten Punkt erreicht und ich ziehe den Rucksack hervor. Tief atme ich durch. Es ist soweit. Weg von hier. Ich sehe aus dem Fenster. Das silbrige Mondlicht scheint auf die Straße. Ich öffne es, daraufhin knarzt es leise.. Ich setze den Rucksack auf. „Wo willst du hin?“ Ich zucke bei der zierlichen Stimme zusammen. Meine Schwester! Schnell ziehe ich mich am Fenster hoch. „Mama! Papa! Nikara haut ab!“, brüllt sie und sofort ertönen laute Schritte. Ich springe aus dem Fenster und renne die Straße hinab. Ein Blick nach hinten sagt mir, das sie mich verfolgen. Ich biege rechts in eine Gasse hinein ab und renne weiter. Ein leises keuchen dringt aus meiner Lunge. Trotzdem bleibe ich nicht stehen. Ich muss weiter. „Bleib stehen!“, kreischt meine Mutter und ich beschleunige. Scharf bremse ich ab und renne in eine Gasse hinein. Der Rucksack hüpft auf meinem Rücken hin und her, ich spüre durch den Stoff die Lupe und das Messer. Weiter Hoffentlich habe ich sie abgeschüttelt...ich kann langsam nicht mehr! „Nikara!“ Eine Hand packt mich unsanft am Arm. Hitze schießt in meinen Kopf. Ich drehe meinen Arm und beiße meinen Vater. Fest drücke ich meine Zähne zusammen. Mein Vater schreit verblüfft auf und lässt mich los. Schnell renne ich weiter. Hinter mir ruft mein Vater mir alle möglichen Schimpfwörter hinterher. Wieder renne ich in eine Gasse. „Nikara! Hier hinein!“ Ich bleibe abrupt Ich folge der mir bekannten Stimme in ihr Haus, welches sofort abgeschlossen wird. „Cornelius? Warum bist du noch wach?“ Eine Kerze wird angezündet und ich kann das freundliche Gesicht des alten Mannes sehen. „Nun“, schmunzelt der alte Mann. „Deine Eltern waren ziemlich laut!“ Ich grinse. „Nikara, Kleines. Ich kann mir denken was du vorhast. Hast du das auch gut durchdacht?“ Ich nicke hastig. „Du hast mich soviel über die Natur und über das Überleben gelehrt, ich denke, dass ich das schaffen werde.“ Cornelius seufzt leise und streicht sich über seinen Bart. Dann entdeckt er meinen Rucksack. „Was hast du denn dabei?“ Langsam streife ich ihn ab und gebe ihn Cornelius. Er öffnet ihn Stirnrunzelnd. „Lass mich mal sehen. Eine Decke, etwas zu essen, Salben, eine Lupe...was möchtest du denn mit diesem Zwergenmesser? Das ist ja unglaublich klein!“ „Ein besseres habe ich nichts!“, versuche ich mich zu verteidigen. Seufzend steht der alte Mann auf und zieht etwas aus einer Schublade. Bei näherem Hinsehen erkenne ich, dass es sich um einen Dolch handelt . Ich weite die Augen, als er es mir in die Hand drückt. „Ich denke, damit kommst du besser zurecht“, zwinkert er mir zu. „V-Vielen Dank.“, stottere ich. Cornelius ist manchmal echt wunderlich...schenkt mir einfach einen Dolch. „Bring ihn mir aber eines Tages wieder, ja?“ „Eigentlich habe ich nicht vor wiederzukommen.“ „Wie du meinst. Ach, das hier könne dir auch noch ganz nützlich sein.“ Er reicht mir ein leicht gelbliches Papier. Ich falte es auseinander. Eine Karte! Wieder bedanke ich mich. Plötzlich ertönen wieder die Rufe meiner Eltern. Cornelius sieht mich ernst an. „Bedanke dich nicht, sondern zeig mir, das du es schaffst, wegzugehen und ein neues Leben anzufangen. Ich bin stolz darauf, dein Freund und Lehrer gewesen zu sein. Und nun wende dein Wissen an.“ Er nimmt sich mein Klappmesser. „Du wirst es nicht mehr brauchen. Darf ich es als Erinnerung behalten?“ Ich nicke. Die Rufe werden lauter. „Ich gehe nun. Danke für alles, alter Mann.“ Ich grinse leicht, er schmunzelt. Dann renne ich aus dem Haus die Straße hinunter, Richtung Wald. Ohne mich umzudrehen. Cornelius weiß auch so, wie sehr ich ihn vermissen werde.
Bachschimmer Junger Krieger
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Thema: Re: Rückkehr des Phönix/ Band 1/ Leben der Nikara Do Apr 30 2015, 14:12
Schöne geschichten schade das es nicht noch weiter ging jetzt bin ich traurig xD
Gast Gast
Thema: Re: Rückkehr des Phönix/ Band 1/ Leben der Nikara Fr Mai 01 2015, 09:34
Bin schon am weiterschreiben, danke für das Feedback x3
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Thema: Re: Rückkehr des Phönix/ Band 1/ Leben der Nikara